Methodentraining

An unserer Schule wird "geklippert"!

 (Ortensberg-Gesamtschule Konradsdorf im Landkreis Hessen)

 

Unsere Lehrerinnen und Lehrer lassen sich im Rahmen eines Fortbildungsprogramms in die von Dr. Heinz Klippert entwickelte Methodik der Wissensvermittlung einführen, um unsere Schülerinnen und Schüler zur geschickteren (Selbst-)Organisation ihrer Lernbemühungen zu befähigen.

Das große Verdienst von Dr. Klippert ist die kritische Sichtung vieler in Schulen und anderen Bildungsinstituten vorhandener Unterrichts- und Lernmethoden. Zusammen mit selbst entwickelten Verfahren hat er daraus ein methodisches Gesamtkonzept entwickelt, das Lernprozesse klar strukturiert und den Lernerfolg fördert. Die Umsetzung in der Schule greift deutlich in die Unterrichtsabläufe ein und macht daher das vorbereitende Training der Lehrerinnen und Lehrer erforderlich. Wir haben uns aus diesem Grund in das hessenweite Fortbildungsprogramm zum 'Methodentraining' aufnehmen lassen und entwickeln kontinuierlich Unterrichtsmaterialien, welche die Verfahren nach Dr. Klippert berücksichtigen. Die Eltern der jeweils über ihre Klassenlehrerin bzw. ihren Klassenlehrer in die Fortbildungsmaßnahme eingebundenen Klassen werden in speziellen Elternabenden mit den Verfahren vertraut gemacht - Bis hin zum unterrichtsnahen Selbstvollzug einer sogenannten 'Lernspirale'.

Die Diagnose Dr. Klipperts

Dr. Klippert weist die Notwendigkeit des Umdenkens in der pädagogischen Arbeit anhand seiner Beobachtungen des von ihm und anderen in jüngerer Vergangenheit untersuchten Schulwesens nach:

 

Beobachtung laut aktuellen wissenschaftlichen Studien	Ziel des traditionellen Unterrichts	Folgen für die Schüler
Dominanz der rezeptiven Wissenvermittlung	Fachlich-stoffliche Belehrung; enzyklopädische Wissensvermittlung. Schüler sollen "wissen", "verstehen", "erkennen", "einsehen".	Defizite laut Schülerbefragungen bei: Behalten des Lernstoffs, zielstrebigem Arbeiten, Erfassung des Wesentlichen, Gestaltung von Berichten, freien Vorträgen, Gesprächsverhalten, Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit
Weitgehender Verzicht auf das Training von Lern- und Arbeitsmethoden	Schüler sollen sich gefälligst selbst aneignen: - Zeit- und Arbeitsplanung - Mnemotechniken - Visualisierungstechniken - Referat- und Vortragsgestaltung	Lernversagen wegen mangelnder Methodenbeherrschung bei lernschwächeren, Zeitdruck wegen mangelnder Lernorganisation auch bei gutenSchülern

Das neue Haus des Lernens

Um die Geschlossenheit seiner Gesamtkonzeption darzustellen, hat Dr. Klippert ein Schaubild entwickelt, das die einzelnen Elemente in der Form eines Hauses abbildet.

Dreh- und Angelpunkt der angestrebten neuen Lernkultur ist das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen der Schüler/innen - kurz EVA. Die im Dachgeschoss untergebrachten Schlüsselqualifikationen sollen so möglichst wirksam erreicht werden: Fachkompetenz - Fachwissen, Urteilsfähigkeit, Problemlösungsfähigkeit Methodenkompetenz - Beherrschung elementarer Lern- und Arbeitstechniken, Fähigkeit zu überzeugender Kommunikation und Argumentation Sozialkompetenz - Fähigkeit und Bereitschaft zu konstruktiver und regelgebundener Zusammenarbeit in Gruppen, Aufbau von Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Eigeninitiative und Durchhaltevermögen. Vorauszusetzen und daher zu üben sind grundlegende Fertigkeiten: Methoden - Nachschlagen, Markieren, Exzerpieren, Strukturieren und Visualisieren Kommunikation - Argumentationstechniken, Rhetorik Teamfähigkeit - vielfältige Gruppenaktivitäten und diesbzgl. Reflexionen Nach H. Klippert, Methoden-Training, Übungsbausteine für den Unterricht. 1994 Beltz Verlag - Weinheim und Basel.

Methodentraining - einige Beispiele für praktische Unterrichtsorganisation

Kugellager oder Karussell	1. Zu einem vorgegebenen Thema - z.B. Vorbereitung von Klassenarbeiten - machen sich alle zunächst eigene Notizen. 2. Dann setzen sich Gesprächspartner in einem Innen- und einem Außenkreis gegenüber und die innen Sitzenden teilen ihre Gedanken dem jeweils gegenüber Sitzenden mit. Dieser prägt sich ein, was er hört, macht sich gegebenenfalls Notizen.Im nächsten Schritt trägt er das Gehörte seinem Informanten vor. Ein kurzes Gespräch zum Thema kann sich anschließen. 3. Nun rücken auf ein Signal des Lehrers alle innen Sitzenden im Uhrzeigersinn zwei Stühle weiter. In der neuen Partnerschaft teilt nun umgekehrt der jeweils außen Sitzende dem Partner seine Überlegungen mit. Dieser hört zu, macht evtl. Notizen, fasst das Gehörte in einem kleinen Vortrag zusammen. Dieser Ablauf kann sich noch mehrere Male wiederholen. Im Plenum sollte schließlich eine Auswertung stattfinden.
Expertenmethode	1. Mehrere Gruppen erhalten jeweils unterschiedliche Aufgaben zur Erarbeitung. 2. Nachdem sie in ihrer Gruppe zu "Experten" geworden sind, werden neue Gruppen gebildet. Im Idealfall - der vom Lehrer gut geplant sein muss - treffen nun nur Einzelmitglieder der früheren Gruppen zusammen. So entsteht bei allen Gruppenmitgliedern der gleiche Informationsbedarf, wenn einer von ihnen die Ergebnisse aus seiner früheren Gruppe berichtet. Auch hier sollte auf Sicherung der vorgetragenen Erkenntnisse geachtet werden: Notizen, Gruppengespräch, zusammenfassender Kurzbericht u.a.m.
Lernplakatmethode	Diese Methode dient der Visualisierung und Präsentation von Arbeitsergebnissen. Zunächst bearbeiten Gruppen ein gestelltes Thema, halten ihre Ergebnisse in geeigneter Form schriftlich fest und überlegen dann, wie die einzelnen Gedanken am prägnantesten für ein Plakat zu formulieren und sinnvoll am Plakat darzustellen sind. Aus farbigem Karton sollen hierbei Vierecke, Kreise oder andere Figuren herausgeschnitten und mit den Informationen beschriftet werden. Die Gruppe legt gemeinschaftlich die Wahl der Formen, Farben und der Anordnung auf dem Plakatuntergrund fest. Das Plakat wird mit entsprechenden Kurzvorträgen der Klasse vorgestellt und möglichst an der Wand aufgehängt.

 

 

 

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